Endlich draussen! Teil 2 der Sam-Reihe. 20 Seiten mehr als Teil 1 und wie vorher auch, gibt es hier wieder eine exklusive Leseprobe für euch.
Inhalt:
Laine und Bill hüten nun seit fast einem Jahr Sams Geheimnis, nachdem sie ihn aus den Händen des Wissenschaftlers Abernathy befreit haben. Sam ist ein Junge aus dem Meer, atmet im Wasser durch Kiemen und hat einen Fischkörper ab der Taille, den er durch Konzentration in Menschenbeine umwandeln kann. Sam befindet sich in ständiger Gefahr, entdeckt zu werden und Abernathy hat seine Spur aufgenommen, denn Sam ist für die Wissenschaft Millionen wert. Bill und Laine glauben, die Situation im Griff zu haben und genießen ihre junge Beziehung, ohne zu merken, dass Sam sich auch in Laine verliebt hat und sich von den beiden vernachlässigt fühlt. Als Laine entführt wird, ist Bill auf sich allein gestellt und muss sich Hilfe holen. Wem kann er vertrauen? Soll er Sam an den Entführer ausliefern, um Laine zu retten?
Leseprobe 1:
„Ich muss dringend mit dir reden“, sagte Laine laut.
Abernathy seufzte.
„Nur, wenn es sein muss, Kind. Ich habe zu tun.“
„Es muss sein. Schon mal drüber nachgedacht, dass meine Eltern die Polizei rufen? Weißt du, was die mit Sam machen, wenn sie ihn hier finden?“
„Sie finden ihn nicht.“
„Ich bin natürlich dagegen, dass du Sam hier gefangen hältst, aber auf keinen Fall will ich, dass er in ein staatliches Labor gebracht wird.“
„Das möchte ich auch nicht. Keine Sorge. Ich habe an alles gedacht.“ Abernathy nahm ein Braunglasfläschchen und hielt es kurz ins Licht.
„Und wenn doch? Die Polizei ist nicht so blöd, wie man denkt und mein Vater wird auf jeden Fall die Bullen anrufen. Er wird nicht locker lassen, bis sie uns finden. Ich könnte eine Nachricht auf Band sprechen, dass es mir gut geht und dass sie die Polizei aus dem Spiel lassen sollen. Ich kann mei-nen Eltern nichts von Sam sagen, aber Bill wird es verste-hen.“
Abernathy sah sie skeptisch an.
„Dein Vater erfährt erst mal gar nicht, dass du weg bist. Da lässt sich dein Undercover-Bill schon was einfallen. Ist ja sonst nicht um Ausreden verlegen, der Junge.“
„Es geht mir wirklich nur um Sam“, sagte Laine. „Ich könnte es nicht aushalten, wenn er in so einem Labor oder Aquarium wäre … und alle ihn anglotzen.“
„Das könnte ich auch nicht ertragen“, sagte Abernathy. „Da sind wir ausnahmsweise mal einer Meinung.“
Aber aus anderen Gründen, dachte Laine grimmig.
„Also gut“, sagte Abernathy. „Ich denke darüber nach.“
Er räumte weiter und beachtete sie nicht mehr.
„Was wirst du mit Sam machen?“, fragte Laine weiter. „Wo bringst du ihn hin, wenn ihr hier nicht mehr sein könnt?“
Abernathy lächelte, ohne aufzusehen.
„Warum willst du das wissen? Geht es dir denn wirklich um ihn oder nur um dich?“
„Was hat das mit mir zu tun?“, fragte Laine halb wütend, halb interessiert.
„Alles. Sam ist etwas Außergewöhnliches. Als du ihn ken-nengelernt hast, warst du von ihm fasziniert, nicht wahr? Er sieht gut aus, du konntest bei deinen Freundinnen angeben mit ihm. Du hast dir eingebildet, etwas Besonderes zu sein, jemand, dem er vertraut. Und du warst stolz, sein Geheimnis zu kennen. Sam hat sich dir blind anvertraut, aber nur, weil er unsicher, traumatisiert und einsam war und keine anderen Menschen kannte. Das war ein großer Reiz für dich. Der Fischjunge, das faszinierende Fabelwesen, das abhängig von dir ist, auf dich wartet, an deinen Lippen hängt, wenn du re-dest. Du, die alles überblickende Auserwählte, die sein Schicksal in der Hand hält ... aber das wurde auch mit der Zeit langweilig und Sam taugte nicht für alles. Er hatte kein Auto und konnte dich nicht schick durch die Gegend fahren. Außerdem ist er etwas naiv und unerfahren, im Gegensatz zu Bill, mit dem du ebenfalls vor deinen Freundinnen gut da-stehst. Also hast du ihn dir geschnappt und dir Sam nebenbei warmgehalten … und Bill fährt dich zu den Treffen mit Sam und passt auf, dass euch keiner sieht, während du mit den Gefühlen der beiden Jungs spielst, wie du lustig bist.“
„Du hast doch ne Vollmeise!!“, rief Laine und ärgerte sich, dass er sie so auf die Palme bringen konnte.
„Schon möglich“, sagte Abernathy gelassen und schloss den Karton sorgfältig. „Aber dass Sam in dich verliebt ist, das weißt du, oder etwa nicht?“
„So ein Quatsch. Er hat mir selber gesagt, dass es ihm nichts ausmacht, dass ich mit Bill zusammen bin!“
„Ja, damals war das vielleicht so. Aber er hat Gefühle für dich entwickelt, warum auch immer. Und jetzt leidet er unter deiner Beziehung zu Bill. Und du lässt ihn am ausgestreckten Arm verhungern.“
„Du hast doch nicht die geringste Ahnung von Sam. In seinem Volk ist das ganz anders als bei uns. Er ist nicht eifer-süchtig.“
„Tja“, sagte Abernathy. „Vielleicht ist er ja menschlicher, als er sich selbst bewusst war. Jedenfalls lasse ich ihn, im Ge-gensatz zu dir, nicht einfach fallen. Und das wird er bald selbst merken.“ Er nahm den Karton und trug ihn zu einer kleinen Metalltür, hinter der er verschwand.
Laine sah ihm betroffen nach.
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Leseprobe 2:
Abernathy fuhr seinen PC hoch. Es war bereits Nacht. Sam und Laine schliefen. Ein bisschen wunderte er sich, dass das Mädchen so plötzlich eingeknickt war. Die Nachricht an Bill auf dem Diktiergerät klang ebenfalls ziemlich verheult, aber es schadete nichts, wenn Bill sich ein wenig Sorgen um seine Freundin machte. Und es war besser, sich doppelt abzusichern. Die Polizei war zwar recht beschränkt, fand Abernathy, aber manchmal landeten sie eben einen Zufallstreffer. Er wollte zu gern wissen, ob es Bill gelungen war, Laines Eltern die Entführung zu verheimlichen. Jedenfalls war noch nichts in den Nachrichten über einen Entführungsfall berich-tet worden. Auf dem Bildschirm öffnete sich ein Fenster:
SIE HABEN 1 NEUE NACHRICHT.Abernathy klickte auf den Link.
Greg,
wie weit ist das Objekt? Habe dein Bildmaterial erhalten.
Sehr interessant!
Wann kann ich mit den ersten Proben rechnen?
C.C.Abernathy betätigte die Antwortfunktion, als er sah, dass sich jemand in seinem Privatchat aufhielt. Er öffnete ein neues Fenster und betrat den Chat. Er wurde bereits erwartet.
C: hallo Greg, wie weit bist du?A: bin auf gutem Weg mit ihm
tippte Abernathy.C: wie lange noch?A: er ist bald so weitC: warum so viel Zeit investieren? es ginge auch andersA: ich weiß, aber ich will ihn nicht zwingen. Psyche zu labil. Leidet schnell an Depressionen und stellt bei Frustration sofort die Mitarbeit ein. Baue Beziehung auf. Geht nicht schneller. schrieb Abernathy. Das stimmte zwar nicht, aber Abernathy sorgte schon mal vor, für später. Er würde sich selbst als einzige Bezugsperson für Sam präsentieren, sobald C.C. ins Spiel kam. Das war seine Versicherung, um nicht einfach vom Spielfeld gewischt zu werden wie ein Plastikhütchen.
C: kannst du in absehbarer Zeit Blut- oder Gewebeproben schickenA: gib mir noch einen TagAbernathy sah, dass Sam sich in seinem Becken aufrichtete.
A: ich muss Schluss machen, er wacht auftippte er schnell, als Sam zur Beckenwand schwamm und ihn durch die Scheibe ansah.
C: OK, dann schmeiß dich mal ranAbernathy schloss den Chat und lächelte Sam zu. Dann erhob er sich und stieg die Stufen zur Plattform hinauf. Sam glitt zur Oberfläche.
„Na, mein Junge, was ist denn?“
„Ich kann nicht schlafen“, sagte Sam. „Ich muss immer daran denken.“
„Ich verstehe“, meinte Abernathy.
„Meinst du, dass Laine mich am Anfang richtig gern hatte? Es kam mir so vor … ich verstehe nicht, warum das jetzt nicht mehr so ist.“ Sam stützte die Arme auf die Plattform und sah zu Abernathy auf, der sich neben ihm niederließ.
„Tja mein Junge, die Liebe geht oft die merkwürdigsten Wege. Und sehr oft tut sie weh. Sehr weh sogar.“
Sam sah zu Laine hinüber, die sich auf dem Sofa zusammengerollt hatte.
„Das Wichtigste ist, dass du weißt, dass dieses Gefühl wieder vergeht“, sagte Abernathy freundlich. „Es geht vorbei. Irgendwann hört es auf.“
„Das kann ich mir gar nicht vorstellen“, meinte Sam traurig. Abernathy strich ihm über den Kopf.
„Doch, glaub mir, es hört wieder auf. Ich weiß es. Und weißt du, was am besten hilft?“
Sam schüttelte den Kopf.
„Abstand nehmen. Sie nicht sehen, nicht mehr besuchen. Dann heilt es am schnellsten.“
„Das geht nicht“, sagte Sam. „Ich sehe sie doch jede Wo-che.“
Abernathy frohlockte innerlich. Das lief ja wunderbar.
„Hm … ich hätte da eine Idee, die dir helfen könnte. Ich weiß nicht, ob das was für dich wäre.“
„Was denn?“ Sam sah unter seinem blonden Haarschopf zu ihm hoch und Abernathy ließ ein paar Sekunden verstreichen, um die Spannung zu steigern.
„Ach, weißt du … vielleicht geht es doch nicht“, sagte er dann mit deutlichem Bedauern in der Stimme.
„Du hast ja meine Freundschaft nicht akzeptiert … also wirst du auch meinen Vorschlag nicht annehmen.“
Mit diesen Worten stand Abernathy auf.
„Wo gehst du hin?“, fragte Sam und Abernathy hörte einen Unterton von Angst in Sams Stimme, der ihm sehr gefiel.
„Ich habe noch was zu tun, das sich nicht aufschieben lässt. Tut mir leid, Sam. Vielleicht ein anderes Mal, okay? Nicht böse sein.“
„Nein! Bitte geh nicht. Ich will den Vorschlag noch hören!“, rief Sam ihm nach.
„Ich sagte später. Ich habe jetzt keine Zeit.“ Abernathy ging die Stufen hinunter und ließ Sam allein zurück.